Der Film „Kunst als Medizin“, der am 9.11.2025 auf ORF2 zu sehen war und noch eine Zeitlang in der Mediathek des ORF nachzuschauen ist, ging der Frage nach, ob und inwiefern sich Kunst positiv auf unsere Gesundheit und unser Befinden auswirken kann. Dass Kunst mehr ist und sein kann als Unterhaltung, beschäftigt nicht nur die Kulturschaffenden seit vielen Hunderten Jahren. Therapeutisch wird Kunst nicht nur in der Kunsttherapie eingesetzt, zum Beispiel als Begleitung in Krebstherapien aber auch bei Suchterkrankungen, sondern auch in anderen Therapieformen und möglicherweise in absehbarer Zukunft auch – abseits von bereits laufenden Projekten – vermehrt in der Medizin.

In einem Artikel der WHO vom 15.11.2023 ist davon zu lesen, dass der Leiter des Teams Kunst und Gesundheit bei der WHO, Christopher Bailey, bei der Konferenz „Von den Künsten lernen“ in Budapest 2022, davon erzählt habe, wie „die Geschichten, die er in seinem persönlichen Blog veröffentlichte, und die Stücke, die er für das Theater schrieb, ihm bei seinem Kampf gegen den Krebs, ihm bei der Erholung von der Chemotherapie und bei seinen Überlegungen über ein Leben in Gesundheit halfen.“[1]

Kunst soll dabei nicht die Funktion von Medikamenten übernehmen, sondern medizinische Behandlungen komplementieren und fördern: „Es mehren sich die Belege dafür, dass Kunst eine wirksame Ergänzung zur medizinischen Behandlung und Heilung sein kann. Sie ist nicht-invasiv und risikoarm.“[2] Die WHO ist dabei, diese Wirkung von Kunst weiter zu erforschen und hofft – neben bereits bestehenden Projekten, die in dem Artikel beschrieben werden − auf zahlreiche weitere Projekte in diese Richtung. „Heute sind Gesundheitssysteme bereit, das Potenzial von auf Kunst gestützten Interventionen gezielt zu nutzen. Sie beginnen zu verstehen, dass sie mit sog. ‚sozialen Verschreibungen‘ den Patienten konkrete und evidenzbasierte Kunsttherapien empfehlen können, die inklusiv wirken, junge und ältere Menschen zusammenbringen und eine Brücke zwischen Kultur und Gesundheit schlagen können, die das Leben aller Menschen bereichern kann.“[3]

Auf der Homepage der WHO findet man dazu auch einen Report mit dem Titel „What is the evidence on the role of the arts improving health and well-being? A scoping review“[4] Schon im Überblick erfährt man: „Results from over 3000 studies identified a major role for the arts in the prevention of ill health, promotion of health, and management and treatment of illness across lifespan“[5] und kann sich den Report herunterladen, um mehr zu erfahren.
Auch der eingangs erwähnte Film „Kunst als Medizin“ berichtet von Studienergebnissen über die heilsame Wirkung von Kunst. Dabei geht es nicht nur um die Wirkung bei Krankheiten, sondern auch um das, was Kunst zu unserem Wohlbefinden – und damit sind wir auch im Bereich der Psyche – beitragen kann. Unter anderem wird die Ausschüttung des Hormons Oxytocin beim gemeinsamen Singen erwähnt, jenem Hormon, das als populäres „Kuschelhormon“ nicht nur soziale, verbindende Wirkung hat, sondern auch zur Entspannung beiträgt. Auch der Tanz wird in dem Film als hilfreich und unterstützend beschrieben, gerade bei Demenz kann die Kombination aus Bewegung und Musik aktivierend wirken. Die Plattform „Arts for health“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Verbindung zwischen Kultur und Gesundheitswesen zu schaffen.

Die Möglichkeiten der Künste – ob Malerei, Bildhauerei, Gesang, Literatur, Film und Tanz – für Gesundheitsförderung, Präventionsarbeit, Emotionsregulation, Selbsterfahrung, Selbstwirksamkeit, Entspannung uvm. zu nutzen, ist zwar mittlerweile von Forschungsinteresse und Inspiration für bzw. Gegenstand von Studien, wird aber vielleicht erst aktuell und in den kommenden Jahren im Gesundheitswesen noch weiter etabliert und als ein wichtiger hilfreicher Bestandteil angesehen. Und vielleicht gibt es ja, wie in dem Film erwähnt, tatsächlich in nicht allzu langer Zeit auch „Kunst auf Krankenschein“.[6]
[1] www.who.int/europe/de/news/item/15-11-2023-the-power-of-healing-new-who-report-shows-how-arts-can-help-beat-noncommunicable-diseases; letzter Zugriff am 10.11.2025
[2] Ebda
[3] Ebda
[4] www.who.int/europe/publications/item/9789289054553; letzter Zugriff am 10.11.2025
[5] Ebda
[6] „Kunst als Medizin“, nachzusehen unter: https://on.orf.at/video/14298725/kunst-als-medizin; letzter Zugriff am 10.11.2025
